Acht Stadttore und fünf Paläste – in Seoul habt ihr die Qual der Wahl. Hier eine Vorauswahl.
Ich war überrascht von der Vielzahl der historischen Sehenswürdigkeiten in Seoul. Das hatte ich so nicht erwartet. Für mich stand Korea immer für Samsung, LG, Kia und Hyundai, aber nicht für Geschichte. So kann man sich täuschen. In Seoul findet ihr so viele Zeugnisse der reichen koreanischen Geschichte, dass ihr schon wählen müsst. Oder ihr macht einen Palast-Tag. Fünf auf einen Streich. Die meisten sind nicht weit voneinander entfernt.
Empfehlenswert ist auf jeden Fall Gyeongbokgung-Palast (siehe Bild ganz oben), der größte und älteste Palast der Stadt, der ab 1395 erbaut wurde. Er war der Sitz der Könige. Bis die Japaner das ganze Gelände bei der Invasion ab 1592 in Schutt und Asche legten. Der Palast blieb fast 275 Jahre eine Ruine bis sich der koreanische König 1867 für einen Wiederaufbau der Palastanlagen entschied. 330 Gebäude wurden dabei wieder errichtet. Allerdings blieben sie nicht lange erhalten. Beim Einmarsch der Japaner ab 1910 wurde erst ein Teil beschädigt, später rissen die Japaner die Anlage systematisch ab.
Wiederaufbau von 1990
Das, was ihr heute sehen könnt, ist der zweite Wiederaufbau, der 1990 begonnen wurde. Und noch nicht beendet ist. Um 10 und 14 Uhr findet (außer dienstags) ein Wachwechsel statt. Neben den Palastanlagen befindet sich auf dem Gelände auch das „National Folk Museum“. Es gibt zudem große Gärten und Wasseranlagen.
Der zweite wirklich empfehlenswerte Palast ist der Deoksugung-Palast in der Nähe der City Hall. Auch der wurde 1910 von den Japanern zerstört und wiederaufgebaut. Der Palast ist aus zweierlei Gründen besonders. Zum einen weil dort auch ein ganz normaler gar nicht koreanisch wirkender Stein-Palast steht. Erbaut von einem britischen Architekten. So glaubt man plötzlich, dass man in Europa steht. Zum anderen aber auch weil der Deoksugung-Palast auch abends bis 21 Uhr geöffnet ist. Ihr könnt euch die Gebäude also wunderbar angestrahlt anschauen. Ein schöner Abendausflug.
Stadtmauer und Stadttore auch erhalten
Die Paläste stehen innerhalb der ursprünglich 19 Kilometer langen Stadtmauer, die ab 1395 erbaut wurde, um die Paläste und die Stadt zu schützen. Etwa zwölf Kilometer Stadtmauer sind erhalten und teilweise restauriert. Unter anderem am Namsan-Berg und in Dongdaemun. Hier am Dongdaeum steht auch eins der acht Stadttore, die erhalten sind (siehe Foto). Es gibt vier große und vier kleinere Hilfstore.
Das größte, bekannteste und bis 2008 auch älteste original erhaltene Tor ist das Namdaemun-Tor, übersetzt: Das südliche große Tor. In Reiseführern findet ihr es auch unter dem offiziellen Namen Sungnyemun. Der Name wurde geändert, weil man in Korea vermutete, dass Namdaemun ein von den Japanern gegebener Titel ist. Das stimmt aber wohl nicht. Das Tor ist ein besonderes Heiligtum für die Koreaner. In der Denkmalliste steht es als „Monument Nr. 1“ ganz oben. Es liegt auf halbem Weg zwischen City Hall und Bahnhof.
Im Korea-Krieg wurde es schwer beschädigt, aber zumindest in der Grundstruktur erhalten. Das gilt auch für das Holzdach. das wurde erst 2008 durch einen Brandstifter schwer beschädigt. Fünf Jahre dauerten die Restaurierungsarbeiten, die über 14 Millionen Euro verschlangen. Der Mann fühlte sich vom Staat bei einem Grundstücksverkauf betrogen und zündete das Tor aus Wut an. Er soll bereits zwei jähre zuvor an einem Palast gezündelt haben.
Seoul im Video:
Wer andere moderne asiatische Metropolen wie Tokio besucht hat, ist überrascht von der Vielzahl der historischen Gebäude in Seoul. Wenn ihr alle Paläste, Stadtmauern und Stadttore besichtigen wollt, solltet ihr dafür zwei Tage reservieren. Jedenfalls wenn ihr nicht nur durchrasen wollt. Ansonsten ist ein Best-of-Programm zu empfehlen.