27. Juli 2024

Vardø: Von hier wird Russland ausspioniert

Vardø ist die östlichste Stadt Norwegens. Und eine sehr spannend: Hier stehen Spionage-Anlagen. Hier wurden aber auch die meisten hexen in Europa verbrannt.

Der Schnee liegt meterhoch auf den Grundstücken. Berge so hoch wie die Häuser. Autos stecken komplett im Schnee. Die Straßen bestehen aus Eis und festgefrorenem Schnee. Vardø entspricht genau dem wie man sich einen Ort Inder Arktis vorstellen würde. Sechs Monate im Jahr liegt hier Schnee. Mindestens. Für ein Örtchen mit nicht einmal 2.000 Einwohnern gibt es hier reichlich zu sehen.

Die im Schnee versunkene Festung

Vardø liegt strategisch klug, um hier vier Spionage-Anlagen zu bauen (siehe Bild ganz oben). Der Ort liegt östlicher als St. Petersburg, geschützt auf zwei Insel, es sind nur wenige Kilometer bis nach Russland. Schon wenn ihr mit dem Auto oder Schiff kommt, fallen euch drei große runde Kugeln auf Gebäuden aus. Globus I, Globus II und Globus III. Die erste Anlage wurde bereits in den 1950ern gebaut, um im kalten Krieg die Sowjetunion ausspionieren zu können. Die anderen beiden Anlagen sind neuer. Und ein bisschen mysteriös.

Raketenabwehrsystem der NATO?

Offiziell diesen die Radar-Anlagen, um Weltraumschrott zu identifizieren. Nur glaubt das kein Mensch in Norwegen. Ein Lokalredaktuer hat sogar rausgefunden, dass die NASA keinerlei Kenntnis von den Radaranlagen hat. Sollte sie aber, wenn wirklich Weltraumschrott beobachtet wird. 2017 riss ein Wind die Verkleidung der Anlage ab, zum Vorschein kam ein riesiger Parabel-Speigel, der auf Russland ausgerichtet war. Nicht auf den Weltraum. Beobachter gehen davon aus, dass die offiziell von Norwegen betriebenen Anlagen zum Raketenabwehrsystem von USA und NATO gehören.

Im Winter versinkt die Festung tief im Schnee

Die Antennen sind aber nicht das einzig spannende im arktischen Vardø. Nur wenige Meter vom Schiffsanleger der Hurtigruten steht eine alte Festung. Oder besser: Versinkt im Winter eine Festung im tiefen Schnee. Übrigens die nördlichste Festung der Welt, ursprünglich von König Håkon um 1300 errichtet. Die Festung in der heutigen Form stammt von 1738. Bis heute befinden sich dort Einrichtungen der norwegischen Seestreitkräfte. Ihr könnt aber einfach reingehen und euch umsehen.

Hexenverfolgung mit Verbrennungen auf Scheiterhaufen

In der Festung fand auch eins der abscheulichsten Verbrechen der norwegischen Geschichte statt: Die Hexenverbrennungen im 17. Jahrhundert. Im kleinen Vardø wurde 91 Menschen als Hexen verurteilt, verbrannt oder ertränkt. 77 Frauen und 14 Männer. Gemessen an der geringen Einwohnerzahl des Ortes wurde hier im Verhältnis die meisten vermeintlich Hexen in ganz Europa getötet.

Wo ist die Straße? Im Winter räumt niemand in Vardø

An die Hexenprozesse erinnert heute ein Mahnmal, das 2011 errichtet wurde und das direkt hinter der Festung liegt. In dem Denkmal erinnern 91 Fenster an die 91 Opfer der Hexenverfolgung. Zu jedem Opfer gibt es einen kleinen Text, der auf den Gerichtsakten basiert, und über die getötete Person informiert. Das Gebäude soll an die Gerüste für Trockenfisch, die überall in dieser Gegend stehen, erinnern. Daneben steht noch ein kleiner Pavillon, indem ein Feuer lodert, das an den Scheiterhaufen erinnern soll.

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