Die Villa Hügel in Essen ist riesig und beeindruckend wie ein Schloss. Erbaut hat sie der Stahl-König des Deutschen Reiches.
Schon die gigantische Eingangshalle in die Villa ist schwer beeindruckend. Ja. Es fühlt sich wie ein Schloss an. Hohe Räume. Ein Gemälde der Krupp-Dynastie an der Wand wie man es aus Adelshäusern kennt. 8.100 Quadratmeter Wohnfläche. 269 Räume. Eine riesige Parkanlage drumherum. Ein eigener Bahnanschluss. Fließend warmes Wasser, das auch Kaiser Wilhelm II. bei einem Besuch beeindruckt haben soll.
Es gibt eine interessante Parallele: Schloss Neuschwanstein und die Villa Hügel wurden beide etwa gleichzeitig gebaut. 1869 war Baubeginn in den Alpen, 1870 bei den Krupps in Essen. Und eine weitere Parallele gibt es: Beide Gebäude waren technisch ihrer Zeit voraus. Wegen der Bautechnik mit Stahl. Hausherr Alfred Krupp leitete zeitweise die Baustelle, weil er keinen Ingenieur fand, der seine Pläne umsetzen konnte oder wollte. Auch Ludwig nahm bei Neuschwanstein reichlich Einfluss. Ich komme auf die Geschichte, weil vor der Villa Hügel viele Autos mit bayerischem Kennzeichen stehen. Vielleicht erklären das, warum die Bayern ausgerechnet so wild auf die Villa Hügel sind.
Prominente Besucher in der Villa Hügel
Ein Besuch lohnt sich. Nicht nur für Bayern. Lasst euch einfach von dem Treppenhaus, von der hohen Räumen und vom gigantischen Ausmaß von Villa und Park beeindrucken. Das Gebäude war Wohnhaus für die Familie, hier empfing sie aber auch andere Industriebarone und viele gekrönte und ungekrönte Staatsoberhäupter. Vom Deutschen Kaiser über den ägyptischen König bis zu Adolf Hitler. Damit die Firmen-Gäste die Villa im Essener Süden einfacher besuchen konnte, ließ Krupp einen eigenen Bahnhof (heute: Essen-Hügel) bauen. Von dort gab es einen direkten Zugang zur Villa Hügel, außerdem war dort ein Postamt eingerichtet, das ausschließlich von Krupp und Bediensteten benutzt werden durfte.
Bis zum Bau der gigantischen Villa hatten die Krupps übrigens auf dem Firmengelände gewohnt. Irgendwann war wohl insbesondere Bertha Krupp, die sich nie wohl im industriellen Essen fühlte, der Lärm und Dreck mitten in der Fabrik zu viel. Die Familie entschied, in den sauberen Essener Süden zu ziehen. Alfred Krupp erwarb dafür ein Waldstück im Stadtteil Bredeney. Erfahrungen fertigte die Skizzen für den Bau an. Er sorgte auch dafür, dass modernste technische Geräte wie eine Warmwasser-Heizung und eine Belüftungs-/Klima-Anlage, die allerdings fehleranfällig war, eingebaut wurden.
Dreiköpfige Familie bewohnt Haus
Die Villa wurde 1870 bis 1873 von Alfred Krupp gebaut. Der zog dort zusammen mit seiner Frau Bertha und dem Sohn Alfred ein. In der riesigen Anlage lebten zu diesem Zeitpunkt die dreiköpfige Familie mit ihren etwa 60 Bediensteten. Zu dem Zeitpunkt muss das Heim trotz der Größe noch bescheiden eingerichtet gewesen sein. Die nachfolgende Generationen kauften teure Möbel und Kunst. Die Zahl der Mitarbeiter stieg bis auf zeitweise 650. Die Krupps bewohnten das Haus von 1873 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Seit 1953 sind Park und Villa für die Öffentlichkeit zugänglich.
Villa und Park könnt ihr dienstags bis sonntags besichtigen. Ihr erreicht die Villa mit dem Auto, wenn ihr „Haraldstraße“ ins Navi eingebt. Ihr könnt auch wie der Kaiser anreisen. Über den Bahnhof Essen-Hügel, den die Krupps 1890 bauen ließen. Aus dem Park habt ihr einen tollen Blick aufs Ruhrtal und den Baldeneysee. Einen Blick, den die Krupps nicht genießen konnten: Der Baldeneysee wurde erst 1931 bis 1933 gebaut.