Fachwerkhäuser, Kopfsteinpflaster, verwinkelte Gassen. Die Altstadt von Essen-Kettwig ist eine der schönsten in Deutschland.
Lübeck. Düsseldorf. Quedlinburg. Google zeigt mir bei der Suche nach dem Begriff „Altstadt“ viele deutsche Städte an. Aber von Essen keine Spur. Von einer Stadt im Ruhrgebiet erwartet wohl keiner, dass es einen so großen zusammenhängenden Altstadt-Kern geben würde. Kleine verwinkelte Gassen führen zwischen Fachwerk- und Schieferhäusern hindurch. In vielen: Kleine Cafés, Eisdielen und Restaurants. Herrlich als Zwischenstopp bei einer Radtour entlang der Ruhr. Oder für einen Ausflug an einem sonnigen Tag.
Eins fällt auf, wenn man durch Kettwig schlendert: Hier gibt es neben den weißen Häusern mit dunklen Fachwerk-Balken auch viele, die mit Schiefer verkleidet sind. Das verrät, dass Kettwig dann eben doch nicht ganz zum Ruhrgebiet gehört, sondern dass es starken Einfluss aus dem Bergischen Land gibt. Dort war Schiefer als Verkleidung der Fassade üblich. Und tatsächlich gehört Kettwig historisch eher ins Bergische. Der Stadtteil ist der jüngste, der nach Essen eingemeindet wurde. Erst 1975.
Über 100 alte denkmalgeschützte Häuser
Wie viel es in der Altstadt zu sehen gibt, verrät eine Zahl. Im Stadtkern stehen über 100 Wohnhäuser unter Denkmalschutz. Viele aus dem 17. Jahrhundert. Die Ältesten von 1638 und 1646. Das Besondere ist: Neben der Fachwerkhäusern gibt es auch sehr viele schöne andere Häuser aus den folgenden Jahrhunderten, die ebenfalls unter Schutz stehen. Zum Beispiel große Bürgerhäuser, die um 1810 erbaut wurden.
Beim Rundgang fällt euch sicherlich auch die Kirche St. Peter oder St. Petri auf, die der Einfachheit halber „Marktkirche“ oder „Kirche am Markt“ heißt. Die hat eine ziemlich bewegte Geschichte hinter sich. Schon um 700 soll es hier eine Kirche gegeben haben. 1199 wird die Pfarrei erstmals urkundlich erwähnt. Die Kirche wurde während der Reformation und der Gegenreformation dreimal niedergebrannt. Die heutige stammt von 1720, hat aber noch ältere Elemente wie den Sockel des Turms.
Auf dem knapp 240 Kilometer langen Ruhrtal-Radweg kommt Ihr in Kettwig vorbei. Am Wochenende gibt es für Autofahrer in der Regel genug Parkplätze. Mit der Bahn könnt ihr natürlich auch hier hinfahren. Kettwig hat einen eigenen Bahnhof. Und sogar mit dem Schiff könnt ihr kommen. Die „Weiße Flotte“ bietet einen Linienverbindung von Mülheim/Ruhr bis Kettwig-Unterwasser an. Die Altstadt lässt sich gut mit zwei weiteren Sehenswürdigkeiten, die in der Nähe liegen, verbinden: Mit einer Tour am Baldeneysee und mit einer Besichtigung der Villa Hügel.