Die Insel Floreana war die erste besiedelte auf den Galapagos. Deutsche gehörten zu den ersten Siedlern. Es gab einen Grund, warum sie auf Floreana sesshaft wurden.
Klein, aber fein. Auf der Insel Floreana leben gerade mal 100 Leute. Darunter auch Nachfahren der ersten deutschen Siedler. Auch wenn die Galapagos-Insel vergleichsweise klein ist, gibt es jede Menge zu sehen. Jedenfalls wenn man erstmal da ist.
Denn die Anreise ist abenteuerlich. Zwei Stunden Fahrt mit dem Schnellboot von der Nachbarinsel Santa Cruz, auf der die meisten Touristen übernachten. Schnellboot bzw. das, was die Ecuadorianer darunter verstehen, ist ein Schiff mit zwanzig Plätzen und drei Außenmotoren. Nicht ohne Grund liegen an allen Sitz-Plätzen Papiertüten. Die einen übergeben sich, wenn das Boot über die Wellen rast. Die anderen spüren ihren Rücken danach nicht mehr.
Die letzten Meter gehen nur noch mit dem Schlauchboot, denn Floreana hat wie die meisten Galapagos-Inseln keinen richtigen Hafen. Doch schon am Hafenbecken gibt es die erste Sehenswürdigkeit: Einen Briefkasten, der es in sich hat. Inselbewohner können hier ihre Post einwerfen, irgendjemand, der die Insel verlässt nimmt sie mit und gibt sie dann in Santa Cruz oder auf dem Festland bei der Post ab. Soll funktionieren. Die Post kommt angeblich wirklich an.
In der Nähe des Hafens befindet sich auch ein schwarzer Lavastrand. Hier hat die deutsche Familie Wittmer eine kleine Pension mit angeschlossenem Museum. Die Wittmers kamen Ende der 1920er-Jahre aus Köln auf die Insel. Angeregt von einem anderen deutschen Siedler, der in deutschen Zeitungen über das Paradies berichtet hat. Die Geschichte der Siedler, in der auch mysteriöse Morde passierten und eine falsche Baronin mit zwei Liebhabern für Aufsehen sorgte, gibt es im Familienmuseum zu sehen. Die Geschichte ist mehrfach verfilmt worden. Eine Zusammenfassung habe ich hier im Blog aufgeschrieben.
Wer von der Pension der Wittmers noch einige Meter weitergeht, landet in einem Südsee-Paradies. An einem herrlichen Sandstrand, an dem man beim Schnorcheln bunte Fische sehen kann. Ein wirkliches Paradies, an dem ich mich kaum satt sehen konnte.
Ins Hochland der kleinen Insel bringt mich ein offener Wagen. Hier oben liegt der Grund, warum die deutschen Siedler ausgerechnet hier ihre Zelte aufschlugen. Hier sprudelt die einzige Frischwasserquelle der gesamten Galapagos-Inseln. Vor den Siedlern hatten die schon Piraten entdeckt, die sich und ihre Beute in Höhlen der Insel versteckten.
Floreana im Colorfulcities-Video:
Die Piraten jagten auch die Riesen-Schildkröten, die ursprünglich hier auf der Insel lebten. Die Schildkröten waren idealer Proviant. Sie brauchen kaum Futter, konnten also lebendig mit an Bord genommen werden und wurden dann, wenn das Essen knapp wurde, geschlachtet. Heute leben nur noch in einer Aufzuchtstation auf Floreana (auf dem Weg zu den Piraten-Höhlen).
Für einige Verwirrung hat vor Jahren auch ein Steinkopf in der Nähe der Höhle gesorgt. Forscher zogen Parallelen zu Köpfen auf den Osterinseln und vermuteten, dass es Verbindungen zu den Galapagos gab. Dabei war die Wahrheit viel banaler: Dem Sohn der Wittmers war langweilig und so versuchte er sich in Steinmetz-Arbeiten. Ergebnis war der Steinkopf.
Aus dem Hochland geht es zurück zum Hafen. Hier lohnt es sich, etwas Zeit zu verbringen. Außer einem Zollhäuschen gibt es zwar wenig zu sehen. Aber in der Nähe des Hafenbeckens tummeln sich gern viele Seelöwen und violett-schwarze Leguane.
Und noch ein Tipp: Bitten Sie ihren Kapitän auf dem Rückweg an der Küste entlang zu fahren. Auf Floreana leben Pinguine, die Sie mit etwas Glück vom Boot sehen. Ich konnte immerhin ein Pärchen entdecken.
Text/Video/Fotos (c) Michael Westerhoff