20. April 2024

In Esch-sur-Alzette aufs Stahlwerk klettern

Esch-sur-Alzette ist eine alte Stahlstadt. Auf den Hochofen des alten Stahlwerks führt eine Treppe. Produktionshallen wurden zum Museum und zur Bibliothek umgebaut.

Die Harten nehmen die Treppe: 180 Stufen führen auf die obere Aussichtsplattform auf dem Hochofen in Esch-sur-Alzette. Für alle anderen gibt es auch einen Aufzug. In der Stadt im Süden Luxemburgs wurden zwei alte Hochöfen unter Denkmalschutz gestellt und restauriert. Auf einen kann man rauf. Und tatsächlich ist der Fußweg der interessanteste, weil man mehr von der Anlage sieht als wenn man nur mit dem Aufzug rauffährt.

Blick von oben auf Hochofen B und die neuen Gebäude in Esch

1909 begann die Stahlproduktion auf dem Gelände. Zeitweise befanden sich dort sechs Hochöfen und eine Walzstraße. In Spitzenzeiten arbeiteten 7.000 Menschen auf dem Gelände. Die Luxemburger werden nicht müde zu betonen, dass der Stahl von Arbed (heute Arcelor Mittal) das Land reich gemacht hat, nicht die Finanzwirtschaft. Zuletzt standen drei Hochöfen auf dem Gelände, von denen einer nach China verkauft wurde (der 1979 errichtete Hochofen C). Hochofen A und B von 1965 und 1970 blieben stehen und wurden restauriert. Hochofen A ist der, der besichtigt werden kann.

Von der Stahlstadt zum Universitätsstandort

1997 endete die Stahlproduktion auf dem Gelände. In direkter Nachbarschaft befindet sich aber weiterhin ein Stahlwerk, in dem noch 1.000 Menschen arbeiten. Seit 2014 können Besucher auf den Hochofen klettern. Von oben hat man einen wunderbaren Blick auf das neue Esch-sur-Alzette. Aus der alten Stahlstadt mit rund 36.000 Einwohnern ist heute eine Universitätsstadt geworden. Direkt neben dem Hochofen befinden sich in alten Produktionshallen das Museum für moderne Kunst „Möllerei“ und die Universitätsbibliothek. Beide sehr sehenswert. Mehr darüber im Artikel über das Belval (schönes Tal), den Namen des gesamten neuen Stadtteils.

Öffnungszeiten des Hochofens

Wie viele Sehenswürdigkeiten in Luxemburg ist der Hochofen im Winter geschlossen. Informationen über die genauen Öffnungszeiten, Preise etc. findet Ihr auf den Seiten von Belval. Wer in die Geschichte des Stahlwerks eintauchen will, kann das auch auf einer virtuellen Tour. Mit VR-Brillen geht es durch das Belval 1912 und durchs Stahlwerk 1986. Mehr Infos hier.

Impressionen des Stahlwerks, des Museums und der Bibliothek:

Esch-sur-Alzette, Fond-de-Gras und das Ruhrgebiet: Die Industriekultur erinnert schon stark an das Ruhrgebiet. Der Stahlstandort wurde 1909 tatsächlich von der Gelsenkirchener Bergwerks-AG errichtet. Das Stahlwerk hieß ursprünglich Adolf-Emil-Hütte. Eine Walzstraße der Bergwerksgesellschaft war bis 1989 in Betrieb und steht heute im Freilichtmuseum in Fond-de-Gras. Nach dem Ersten Weltkrieg war das Gelsenkirchener Unternehmen gezwungen die Anlagen an den Luxemburger Konkurrenten ARBED zu verkaufen. Zur Bergwerks-AG gehörten u.a. auch die Zeche Nordstern in Gelsenkirchen, die Zeche Holland in Bochum-Wattenscheid, die Zeche Zollern in Dortmund und auch die Stahlwerke Phoenix in Dortmund.

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