Saudi-Arabien war lange so verschlossen wie Nord-Korea. Seit 2020 dürfen Touristen einreisen. Es ist ein faszinierendes und manchmal auch irritierendes Land.
Selten bin ich nach meinen Reisen so häufig gefragt worden: „Wie war es? Erzähl mal!“. Saudi-Arabien ist für uns ein unbekanntes, faszinierendes und irritierendes Land. Neben Öl verbinden die Menschen bei uns mit dem Wüstenstaat eher negative Assoziationen wie nicht vorhandene Frauenrechte. Aber im Grunde wissen wir wenig. Eine zweite Frage war in den Gesprächen dann nämlich immer: „Was gibt es da eigentlich zu sehen?“ Eine Menge!
Landschaften wie im Wilden Westen
Tourismus ganz am Anfang
Aber man merkt: Saudi-Arabien hat Großes vor. Al’Ula wird mit breiten Straßen und einer wunderschön renovierten Altstadt für Touristen-Anströme vorbereitet. Auf der Straße stehen Einweiser wie im Phantasialand oder im Europapark Rust. Nur fehlen die Besucherströme. Dschidda verfügt über eine von der UNESCO als Welterbe anerkannte Altstadt mit 500 alten Gebäuden. Über Jahre ist alles verfallen. jetzt wird im Kraftakt alles renoviert. Man ahnt: Hier strömen in ein paar Jahren Zehntausende durch die Gassen und bewundern die grandiose Altstadt.
Kein Alkohol und verschleierte Frauen
Mit der Formel 1, der Formel E in Riad oder der Rally Dakar macht Saudi-Arabien bereits international auf sich aufmerksam. Das Land verfolgt eine ähnliche Öffnungs- und PR-Strategie wie Katar und die Vereinigte Arabischen Emirate. In der saudischen Variante. Die bedeutet: Kein Alkohol nirgendwo und verschleierte Frauen. Ja. Das wirkt irritierend auf westliche Besucher. Und natürlich fragt man sich unweigerlich: Wird das Land diese strenge Religiosität bei gleichzeitiger Öffnung durchhalten? Wie wird es auf saudische Frauen wirken, wenn sie Frauen aus dem Westen kennenlernen, die über ganz andere Rechte als sie verfügen. Die Öffnungsstrategien bergen durchaus Gefahren für die streng Religiösen im Land. Und das Königshaus.
Fünfmal am Tag beten
Aber natürlich ist auch das Teil der Faszination des Landes: Es ist so anders als Europa. Es ist religiös so wie wir es seit Jahrzehnten (wenn nicht Jahrhunderten) bei uns nicht mehr kennen. Zeitweise kamen mir die Menschen wie hypnotisiert vor. Wie Menschen in einer Sekte. Ob sie damit glücklich oder unglücklich sind? Ich kann es nicht beurteilen. Schon gar nicht, was die Frauen denken. Die Männer, die ich kennenlernen durfte, waren alle überzeugt von ihrer strengen Gläubigkeit. Sie hatten keine Zweifel. Es war keine lästige Pflicht, fünfmal am Tag zu beten.
Doch zurück zum Land: Bei Jubbah findet sich ein weiteres UNESCO-Welterbe. Felsmalereien, die innerhalb von 10.000 Jahren entstanden, teilweise aus der Jungsteinzeit stammen. In einer solchen Masse wie ich sie noch nie gesehen haben. Und wohl auch kaum ein anderer Europäer. Weil schlichtweg kaum Besucher kommen. Erst 2008 hat die UNESCO begonnen, Welterbestätten wie die Nabatäer-Gräber, die Altstadt von Dschidda oder eben die Felszeichnungen unter Schutz zu stellen.
Der absolute Gegensatz ist die glitzernde Metropole Riad mit seinen Wolkenkratzern und mindestens sechs Millionen Besuchern. Eine Metropole wie ich sie so auch noch nicht erlebt habe. Es gibt schließlich kein klassisches Nachtleben, keine Clubs, keine verrauchten Kneipen in Saudi-Arabien. Die Menschen amüsieren sich in Shopping-Malls, Vergnügungsparks und Kinos. Ich kann nur sagen: Gönnt euch diese faszinierende und irritierende neue Welt. Und urteilt nachher selber.
Saudi-Arabien im Video: